gisela sarközi-samer
„Ich war allein, wie ein Baum, der im Wald allein überbleibt. “

Als Gisela Sarközi nach der Befreiung nach Unterschützen kam, war die Romasiedlung zerstört. Von ihren Cousins erfuhr sie, dass ihre Eltern und ihre fünf Geschwister 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden waren. Anfang der 50er Jahre heiratete Gisela Sarközi. Ihr Mann hatte das Konzentrationslager Mauthausen überlebt. Mit ihm, den zwei ältesten Kindern und 13 weiteren Personen lebte sie in einem Zimmer-Küche-Haus, das ihnen die Gemeinde zur Verfügung gestellt hatte. Mit Hilfe der Entschädigungszahlungen bauten sie und ihr Mann später ein eigenes Haus. Gisela Sarközi wurde nicht zu Klassentreffen eingeladen, da ein ehemaliger Schulkollege sich nicht mit „Zigeunern“ fotografieren lassen wollte. Den Namen Sarközi ließ die Familie 1970 auf Samer umändern, da es unmöglich war, mit diesem Namen eine Lehrstelle für die Kinder zu finden. Ihre Kinder wanderten im Laufe der Zeit alle nach Wien ab, um der Stigmatisierung als „Zigeuner“ zu entkommen. Gisela Samer lebt heute in ihrem Haus im Burgenland, und sie wünscht sich ein Altersheim zu finden, in dem andere „KZ-ler“ leben, um unter Menschen ihren Lebensabend verbringen zu können.

Dieser Wunsch erfüllte sich leider nicht mehr. Gisela Sarközi-Samer starb am 29. Dezember 1999.


„Es soll nicht mehr kommen, was einmal war. (…) Was wir mitgemacht haben, das kann ja niemand glauben. Der, der das selber nicht mitgemacht hat, (…) das kannst ja du gar nicht ausgehalten haben! Das kann ja gar nicht möglich sein! Aber es war möglich und wir haben es müssen aushalten. Und wir haben es tun müssen, wer es nicht getan hat, dem haben sie die Kugel angehalten und weg war er. “



„ Die Kinder sind mit der Schule fertig gewesen und ich wollte jedem etwas lernen lassen (…). Wir waren vorne drinnen (beim Instalateur) und hinten haben sie uns wieder weggeschickt, weil er Sarközi heißt. Da habe ich zu meinem Mann gesagt, weißt du was, du fährst morgen zur Gemeindekanzlei und schaust, dass wir einen anderen Namen kriegen. “


Roma im Burgenland nach 1945


Vor 1938 lebten etwa 8.000 Roma im Burgenland, nach 1945 waren es nicht mehr ganz 2000 Personen. Diese Verluste stellten einen massiven Einschnitt in die Gemeinschaft der Roma dar, von ihrer meist mündlich weitergegebenen Kultur ging vieles verloren. Heute leben die meisten Roma im südlichen Burgenland in ghettoähnlichen Siedlungen außerhalb der Dörfer. Ihre Position als AußenseiterInnen hat sich kaum verändert. Vorurteile und Ablehnungen gehören zu ihrem Alltag. Die Anerkennung als eine in Österreich lebende Minderheit erfolgte erst 1993.