Hermine Nierlich-Jursa
Novemberprogrom 1938


Dann arbeitete ich in einem Gasthaus in der Ungargasse. Das waren Pächter, und ich war gerade zur Kristallnacht dort und half in der Küche mit, ich bekam fünf Schillinge am Tag und Essen. Da war ich eben gerade dort, wie sie die Synagogen angezündet haben, wie sie den Juden alles eingeschlagen haben und auch erschlagen. An diesem Abend saß ich dort, und die Wirtsleute haben gejubelt, haben gejubelt und waren auch weg, waren bei diesen Verbrechen dabei. Dann erzählten sie, wie sie gekommen sind und ergötzten sich an dem, was sie den Juden angetan hatten. Ich konnte alles mit anhören und durfte nichts sagen. Da habe ich dann zu meinem Mann gesagt: "Du, da geh ich nimmer hin, da geh ich nimmermehr hin." Ich war so entsetzt über das. Das war eben die Kristallnacht, das war diese Zeit.

Politische Prägung
Arbeitsunfall und Kampf um Abfertigung