Hermine Nierlich-Jursa
Arbeitsunfall und Kampf um Abfertigung


Plötzlich passierte mir etwas mit der Trommel von der Waschmaschine. Als ich die schwere Trommelmaschine heruntergab, hielt ich die Hand dort so darunter, dass der Zapfen über meinen Finger ging und mir einen [Teil vom] Finger weggerissen hat. Ich wurde im Spital verbunden. Jetzt konnten sie mich nicht mehr brauchen, da ich ja immer mit nassen Sachen zu tun hatte, da hat er mich entlassen. Wie er mich entlassen hat, sagte er zu mir, er schenke mir etwas. Da war ich schon aufgeweckt und mir konnte niemand mehr etwas weismachen, da war ich schon in den Arbeitsprozess eingebunden. Kurz und gut, er sagte, er schenke mir etwas. Ich sagte: "Herr Winkler, Sie brauchen mir nichts schenken, ich krieg mehr von Ihnen." Ich bekam nämlich eine Abfertigung und alles mögliche, Urlaub und so weiter. Er wollte mir viel weniger geben. Ich sagte: "Nein, ich krieg mehr von Ihnen". "Ja", hat er gesagt, "wo gibt´s denn das?", wie ich so aufbegehrte. Ich sagte: "Na schön, dann werde ich zur Gewerkschaft gehen." Und das hat gewirkt, das hat sofort gewirkt, und er hat mir alles bezahlt, was ich verlangt hatte. Jetzt war ich arbeitslos zuhause.

Politische Prägung
Novemberprogrom 1938